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bretonieren [bʁeːtoˈniːʁən]

avatar  Christian Franz, LL.M.
Rechtsanwalt, Fachanwalt für Gewerblichen Rechtsschutz

Schwaches Verb: alle Chancen und Hoffnungen unter einer klebrigen Schicht Regulierung ersticken, die von sachfremden Erwägungen geleitet wird, namentlich dem Wunsch zu strahlen – wie Louis XIV.

 

Die Europäische Union hat KIne Ahnung. Sie stellt sich mit dem Rücken zum Ziel, bindet die Schnürsenkel aneinander und schießt sich ins Knie, bevor das Rennen auch nur angekündigt wurde. Die damit einhergehende Wohlstandsvernichtung sollte den Verantwortlichen einen Platz in einer speziellen Bürokratenhölle einbringen. Die Rede ist von der „KI-Verordnung“, die gerade durch den Abschluss der Trilog-Verhandlungen auf den Weg gebracht wurde. Worum geht es?

 

Kernstück ist der Gedanke, dass die neue Technologie vor allem eins beinhalte: Risiken. Viele, schlimme, unabsehbare Risiken. Ein aus anderem Kontext bekannter Düsseldorfer hat dieses Phänomen am eigenen Leib erfahren, es aber dankbarer Weise nur in Versform verarbeitet und so weniger Schaden angerichtet als Thierry Breton, der als EU-Kommissar federführend hinter der „KI-Verordnung“ steckt. Heinrich Heine bejammerte das Schicksal der „armen Weber“, die durch die Erfindung des automatischen Webstuhls so überflüssig wurden wie die meisten Grafikdesigner durch Dall-E. Aber auch Heine erkannte später, dass der gesellschaftliche Fortschritt, der mit der Industrialisierung verbunden war, alle Nachteile für kleine Gruppen mit Partikularinteressen mehr als aufwog.

 

Von dieser Einsicht ist die Europäische Union weit entfernt. Sie legt den Schöpfern einer grundlegenden Form künstlicher Intelligenz, nämlich den „Large Language Models“, Ketten an, soweit sie in der EU sitzen oder ihre Produkte in der EU absetzen wollen. Es ist müßig, sich diese Vorgaben im Einzelnen anzusehen; es ist der EU-übliche Unfug. Namentlich soll „Transparenz“ geschaffen werden, als würde eine vertiefte Detailkenntnis irgendwelcher Behörden einen Mehrwert darstellen. Auch sollen „Risikoabwägungen“ getroffen werden und derlei mehr, um zu verhindern, dass …ja, was eigentlich? Sie wissen es selbst nicht, aber es ist auf jeden Fall sackgefährlich.

 

Die Folge ist so lächerlich offensichtlich, dass man weinen möchte (ein Paradoxon, das einen eigenen Blogbeitrag wert ist): Es werden erheblich leistungsfähigere Produkte ausschließlich außerhalb der Europäischen Union angeboten werden – und das um mehrere Potenzen schneller. Da diese Produkte ihrerseits nur die Grundlage für darauf aufbauende Anwendungen sind, hat niemand mit Sitz in der Europäischen Union die Chance, den sich daraus ergebenden Wettbewerbsvorteil aufzuholen. Und niemand mit Sinn und Verstand wird mit so einem regulatorischen Rucksack in der Europäischen Union nennenswert in die Schaffung derivativer Produkte – oder gar der LLM selbst – investieren.

 

Was ist schließlich mit Thierry Breton? Der behauptet, die EU sei ein „Kontinent“ und freut sich wie ein Vierjähriger, der gerade zum ersten Mal aus seinem Töpfchen gegessen hat, darüber, dass er als solcher der erste ist, der umfassend an der Nutzung einer weltverändernden neuen Technologie gehindert wird. Das ist kein Witz. Das ist die bittere Wahrheit:

Falls jemand glaubt, das mit dem Kontinent sei ein Ausrutscher – aber nein:

 

Die Europäische Union hat im Bereich künstlicher Intelligenz die globale Relevanz von Somalia. Das wird sich jetzt ändern – zum Schlechten.

Was bleibt? Wenn das Leben dir Breton gibt, mach Kohle draus. Für Berater ist dieses Chaos eine Goldgrube. Aber ganz ehrlich: Ein Produkt mit einem gesellschaftlichen Nutzen – wäre das nicht viel schöner?

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