Die vielen Diskussionen und Streitfälle um IP-Adressen als Hinweis auf die Identität des Benutzers haben in letzter Zeit zu einem Aufschwung von Anonymisierungsdiensten im Internet geführt. Diese Dienste anonymisieren den Verkehr eines Nutzers mit anderen Servern im Internet. Wie funktioniert das und wo liegen die Grenzen dieser Anonymisierung?
Ohne Anonymisierung erscheint der Nutzer im Internet unter der IP-Adresse, die sein Router bei der Verbindung mit dem Telekommunikationsunternehmen zugewiesen bekommen hat. Ob diese IP-Adresse nun statisch (d.h. immer dem Nutzer zugewiesen) oder dynamisch bei jeder Anmeldung vergeben wird, ist dabei unerheblich, da das Telekommunikationsunternehmen die Verbindung zwischen Kunde und IP-Adresse zu einen bestimmten Zeitpunkt speichern und ggs. herausgeben kann. Da die im Internet verwendeten IP-Adressen weltweit eindeutig sind, ist diese Zuordnung zu einem bestimmten Zeitpunkt ebenfalls eindeutig.
Will ein Internet-Nutzer diese Identifizierbarkeit vermeiden, gibt es heute verschiedene technische Anonymisierungsvarianten, die jeweils eigene Vor- und Nachteile haben. Zwei gängige Verfahren werden im Folgenden beschrieben:
Möglichkeit 1:  Surfen per IP-Proxy
Internet-Browser erlauben zumeist im Bereich „Einstellungen“ das Surfen über sogenannte „Proxies“, d.h. Rechner, die anstelle des eigentlichen Routers des Benutzers als Identität beim „Gegenüber“ im Internet auftreten. Beispielsweise gibt es unter http://www.hidemyass.com/proxy-list/ eine Liste von jeweils aktuell öffentlich verfügbaren Proxies (die oft wechseln und manchmal sehr langsam sind).
Hier muss man beachten, dass nur bestimmte Teile des Internetverkehrs (d.h. nur die http-Aufrufe des Browsers) über den Proxy geleitet werden. Man ist also nicht in jedem Fall anonym. Hinzu kommt, dass manche dieser Proxies für echte Anonymisierung überhaupt nicht geeignet sind, da sie die echte IP-Adresse des Nutzers bei jedem Aufruf ebenfalls mit in den Aufruf schreiben, so dass eine Website trotzdem erkennt, dass ein Proxy im Spiel ist und sogar die echte IP-Adresse des Nutzer auslesen kann. Wenn man einen bestimmten Proxy testen will, kann man nach der Einstellung des Proxies über http://www.whatismyip.com/ analysieren lassen, ob die echte IP-Adresse mitgeliefert wird oder nicht. Das passiert in überraschend vielen Fällen, wovon sich der Leser selbst in einem kleinen Experiment überzeugen kann.
Möglichkeit 2:  VPN-Verbindung zu Anonymisierungsserver
Eine sicherere Lösung ist es, direkt vom Betriebssystem aus eine VPN-Verbindung (Virtual Private Network) zu einem Anonymisierungsserver aufzubauen. Der Internet-Zugriff im Betriebssystem wird dann standardmäßig so eingestellt, dass alle Aufrufe zum öffentlichen Internet in allen Protokollen über den VPN-Server geleitet werden. Diese VPN-Server schreiben dann auch keine echten IP-Adressen in die weitergeleiteten Aufrufe, sondern agieren als echter Anonymisierungsserver. Ein Beispiel für einen solchen (kostenpflichtigen) Dienst ist www.ipvanish.com, der Server in vielen Ländern bereitstellt, bei denen man sich anmelden kann. Um einen solchen Dienst nutzen zu können, muss eine VPN-Clientsoftware auf dem eigenen Rechner installiert werden und man benötigt Zugangsdaten zu den VPN-Servern.
Fazit
Personen, die versuchen im Internet anonym zu surfen, müssen darauf achten, tatsächlich über einen echten Proxy oder VPN-Server zu gehen. Viele vermeintliche Proxy-Server geben immer noch die IP-Adresse des eigentlichen Nutzers in Deutschland bei weitergeleiteten Aufrufen mit.
Für Schutzrechtler interessanter Nebeneffekt beider Methoden ist, dass man sich als Nutzer durch die Wahl des Serverstandorts aussuchen kann, aus welcher Jurisdiktion man surft. Wenn beispielsweise Youtube bestimmten Content in Europa nicht anzeigen darf, so kann man einfach über einen US-Server auf Youtube zugreifen und so wie ein Benutzer aus den USA erscheinen.